Wie können Anleger von Wertschwankungen bei Dollar, Euro und Franken profitieren?

Es klingt paradox: Trotz der Schuldenkrise im Euroraum hat der Euro auf Jahressicht sein Gewicht gegenüber 21 der 29 weltweit wichtigsten Währungen gestärkt: Plus 12,2 Prozent gegenüber dem US-Dollar, plus 6,8 Prozent gegenüber dem britischen Pfund, plus 32 Prozent gegenüber der türkischen Lira. Pluszeichen gibt es auch im Verhältnis zum Rubel, südafrikanischen Rand, polnischen Zloty oder chinesischen Renminbi.

Schwäche zeigt die gemeinsame Währung indes vor allem in Relation zum japanischen Yen und zum Schweizer Franken, der in den vergangenen Wochen als eine Art Fluchtburg galt: Bekam man im November 2010 für einen Euro noch 1,38 Franken, so war der Kurs kürzlich mit knapp 1,02 nahe an der Parität angekommen.

Allein in den vergangenen drei Monaten wertete das Schweizer Geld in der Spitze knapp 30 Prozent auf, um dann innerhalb von sieben Tagen wieder kurzfristig um 13 Prozent zu fallen.

Die Erschütterungen am Devisenmarkt, dem größten Finanzmarkt der Welt, nehmen zu. Dort werden täglich etwa vier Billionen Dollar umgesetzt – davon gut 80 Prozent mit Dollar-Beteiligung. Auch das Währungspaar Dollar- Euro, mit deutlich über einer Billion täglichem Umsatz das wichtigste überhaupt, schwankt seit 2008 gewaltig: Normalerweise arbeiten Devisenhändler an den hochliquiden Währungsmärkten mit der dritten und vierten Nachkommastelle. Nun gibt es Auf- und Abwertungen um jeweils bis zu 25 Prozent binnen weniger Monate. Für Anleger tun sich damit neue Risiken auf – aber auch neue Chancen.

ALLE ZIEHT ES IN DIE SCHWEIZ

Wer beispielsweise vor einem Jahr in den SMI, den Schweizer Leitindex, investiert hatte, steht vor einem satten Minus von gut 14 Prozent. Denn der starke Franken hat Tourismus und Wirtschaft erheblich beeinträchtigt. Die Ferienwohnung im Berner Oberland oder in St. Moritz kostet den Euro-Urlauber diesen Sommer 14 Prozent mehr als im vergangenen Jahr und fast 30 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Umgekehrt erzielt die stark exportorientierte Schweizer Wirtschaft in Euro und Dollar Umsätze, die in der Franken- Bilanz stark eingedampft aussehen. Euro- Anleger freuen sich, denn sie können vom Index-Minus den Franken-Anstieg um gut 14 Prozent abziehen, haben ihr Geld damit einigermaßen sicher über die Marktschwäche gerettet. Dem Fonds DWS Aktien Schweiz ist dies mit einem in Euro gerechneten Jahresplus von 5,2 Prozent besonders gut gelungen.

Noch erfreuter dürften Anleger sein, die sich den passenden börsengehandelten Währungsfonds (ETF) ins Depot geholt hatten: Der ETFS Long CHF Short Euro, der auf eine Euro-Abwertung gegenüber Franken setzt und seit Februar auf dem Markt ist, liegt seither etwa 40 Prozent im Plus. ETF Securities hat aber auch die umgekehrte Variante mit dickem Minus im Programm bzw. jeweils zwei Fonds auf die Paare Dollar-Euro, Yen-Euro, Pfund-Euro und viele andere.

Der Währungsvorteil der Schweiz wirkt anderswo leider negativ: Der USA Growth Fonds der UBS etwa hat auf Jahressicht zwar in Dollar gut zehn Prozent für die Anleger eingefahren. Weil der Greenback in diesem Zeitraum jedoch gut zwölf Prozent verloren hat, sackt die Wertentwicklung aus Euro-Sicht ins Minus.

DIREKT IN WÄHRUNGEN

Wer das Kursrisiko der Aktienmärkte ausschließen will, kann auch direkt in Währungen anlegen: Neben den Währungsfonds bieten viele Banken Währungskonten an. Der Online-Ableger der Commerzbank Comdirect hat Konten in elf verschiedenen Währungen im Programm, mit denen der Anleger vorrangig auf Wechselkursschwankungen setzen kann. Zinsen zwischen 0,5 und drei Prozent werden dabei nur in Rand, ungarischen Forint, türkischer Lira, norwegischer Krone und polnischem Zloty gezahlt, während das Geld in den wichtigen Fremdwährungen wie Dollar, Yen oder Pfund unverzinst bleibt.

Direkt in fremdem Geld anlegen lässt es sich auch mithilfe von Anleihen oder Geldmarktpapieren in den jeweiligen Ländern. Wer sich die Auswahl der passenden Vehikel nicht selbst zutraut, kann dies auch einem Fondsmanager überlassen. Während Fonds mit Schwerpunkt auf meist höher verzinsten Anleihen aus den Schwellenländern deutlich positive Wertentwicklungen abgeliefert haben (und dabei nicht nur von höheren Zinsen, sondern auch von Aufwertungen dank wirtschaftlicher Stärke und hohen Wachstums profitiert haben), sehen Fonds, die Kursschwankungen an den Devisenmärkten ausnutzen, eher dürftig aus: So hat der Oppenheim FX Opportunities auf Jahressicht nur ein Minus von knapp zwei Prozent erwirtschaftet, die Konkurrenz von der DWS (Best Global FX Selection Plus) notiert knapp vier Minus im roten Bereich. Der Fondsmanager spekuliert gegen Dollar und Euro, ist aber optimistisch für Yen, die indische Rupie und den australischen Dollar.

Dass indes fundamentale Kriterien nicht zwangsläufig mit einer guten Wertentwicklung belohnt wurden, zeigt sich auch bei einem Währungs-Indexfonds von db-x-trackers, einer Tochter der Deutschen Bank: Der Currency Carry ETF setzt auf jene drei Währungen aus Industrieländern, die die höchsten Zinsen bringen, verkauft umgekehrt Terminkontrakte auf die drei am schlechtesten verzinsten. Allerdings sind derzeit zwei am schlechtesten verzinste Devisen, der Yen und der Franken, am gefragtesten. Das Ergebnis: Minus 8,2 Prozent seit Auflage im Januar 2008.

STABILER EURO

Verbraucherschützer wie Bankberater warnen daher auch insgesamt vor Währungsexperimenten und Devisenspekulationen. Prognosen über die Entwicklung der großen Währungen in den kommenden Monaten ähneln einem Blick in die Glaskugel. Mehrheitlich sehen die Analysten den Euro jedoch weiter stark gegenüber dem Dollar. So haben die Währungsexperten der Bank of America ihre Prognose für das Paar Dollar-Euro gerade nach oben korrigiert und sehen den Euro bis Ende 2012 auf 1,50 Dollar steigen. Der Dollar habe als Weltreservewährung an Attraktivität verloren und werde tendenziell verkauft, so ihre Argumentation. Die aktuellen Verwerfungen seien Folge der staatlichen Verschuldungskrise, die mit Griechenland, Irland und Portugal eben nur 6,2 Prozent der Wirtschaftsleistung im gesamten Euroraum beträfe, jedoch keine Währungskrise.

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