Wie schütze ich mein Vermögen? Wo und wie anlegen?

Morgens stürzen die Kurse ab, abends klettern sie wieder. Seit einigen Tagen herrscht an den Börsen ein extremes Auf und Ab. Gerade private Kleinanleger zocken gerne und dennoch steigt das Verlangen nach Sicherheit und Stabilität. Bei aller Risikofreude, lässt es am Ende wohl keinen Anleger kalt, wenn sich sein Investment als Fass ohne Boden entpuppt. Die Fragen der Anleger lauten daher: wie kann ich sicher mein Geld anlegen, was kann man aus den Turbulenzen der vergangenen Tage lernen und welche Alternativen es gib?

Am gestrigen Tag schloss der Dax, der zuvor 11 Tage in Folge ins Minus gerutscht war, erstmals wieder leicht ins Plus. Die Bankenaufsicht steuert zudem dagegen und setzt die sogenannten Leerverkäufe („Wetten“ auf bestimmte Aktienkurse) für Banken und Versicheurngswerte aus. Nichts desto trotz ist der Dax in nicht einmal 14 Handelstagen in der Spitze um mehr als 1800 Punkte oder anders formuliert um 25 Prozent eingebrochen. Der Euro Stoxx 50 kollabierte um 20 Prozent, der Dow Jones um 17 Prozent. Der MSCI World, Abbild der wichtigsten Aktien aus 23 Ländern, verlor binnen fünf Tagen 2,5 Billionen Dollar an Börsenwert. Die Rohstoffpreise brachen zusammen. Viele Anleger hatten zuletzt nur noch eines im Sinn: Raus aus dem Markt.

Spekulationen über eine nahe Rezession, wahlweise auch über Lehman II oder das Ende des Euro machten die Runde. Zuletzt war der Markt derart verunsichert, dass (gezielt gestreute?) Gerüchte über die Bonität Frankreichs zu Panik-Verkäufen führte. Dabei war es wohl weniger menschliche Panik als Maschinen-Kalkül, das die Verkäufe zu einem Crash auf Raten mutieren ließ: mehr als 50 Prozent der Börsenorder kommen nämlich von Computern, die auf der Grundlage komplizierter Algorithmen binnen Bruchteilen von Sekunden kaufen – und verkaufen.

Auch wenn sich die Börsen zuletzt wieder ganz leicht beruhigten, sind Stabilität und Sicherheit gefragter denn je. Doch was ist zu tun?

Gold

Erster ud immer wiederkehrender Reflex vieler Anleger auf die Börsenpanik war: Gold kaufen. Auf dem Höhepunkt der Kapriolen, als der Dax nur knapp über 5500 Punkte notierte, erreichte das Edelmetall nahezu jeden Tag ein neues Allzeithoch und stieg in dieser Woche erstmals über 1800 Dollar je Feinunze (31 Gramm), höher als je zuvor, mehr als 20 Prozent über dem Niveau vor fünf Wochen. Die Flucht ins Gold ist vor allem mit der Hoffnung begründet, dass Gold einen Schutz vor Kaufkraftverlusten und Währungsabwertungen bietet. Nachdem US-Anleihen, die seit jeher als sicherer Hafen angesteuert werden, die Bestbonität verloren hatten, sehen Investoren Gold als eine Art alternative Währung. Der weltweit größte Goldfonds, der SPDR Gold Trust, kaufte binnen drei Wochen rund 80 Tonnen. Auch die asiatischen Notenbanken stehen derzeit auf der Käuferseite.

Manche Experten sehen aber noch nicht das Ende des Kletterkurses des Edelmetalls. Ein Goldpreis zum Ende des Jahres von 1900 Dollar erscheint nicht ganz unwahrscheinlich. Die Experten bei JP Morgan scheinen sich ganz sicher zu sein oder sind zumindest optimistisch und hoben das Kursziel bis Jahresende gar von 1800 auf 2500 Dollar je Feinunze an.

Klingt alles gut und schön aber es darf nicht außer Acht gelassen werden: Gold wirft keinerlei Zinsen oder regelmäßige Renditen ab und birgt zudem als Dollar-Investment ein Währungsrisiko für Euro-Käufer. Fällt der Dollar gegenüber dem Euro, schrumpft der Wert des Investments entsprechend. „Gold ist wie eine Versicherung“, sagt Weinberg. Man sollte sie haben – und wie bei jeder Versicherung hoffen, dass sie nicht nötig sein werde.

Tages- und Festgeld

Alternativ bieten sich als sicherer Hafen Tages- und Festgelder an. 2,6 Prozent lassen sich hier im günstigsten Fall bei täglich verfügbaren Einlagen mit flexiblem Zinssatz erzielen, etwa bei der Bank of Scotland oder Cortal Consors. Festgelder rentieren derzeit mit bis zu drei Prozent für ein Jahr. Hier gilt: Alle Einlagen bei europäischen Banken sind per Gesetz bis zu 100 000 Euro abgesichert. Die meisten deutschen Institute verfügen über den Bundesverband deutscher Banken über eine zusätzliche Absicherung von mehreren Millionen Euro pro Kunde. Sparkassen und Volksbanken bieten ähnlich hohe Absicherungen.

Wissen sollte man: Viele Institute knausern mit Zinssätzen unter der Inflationsrate, das angelegte Geld verliert also an Wert und Kaufkraft.

Anleihen(Bundes-)

Auch wer Guthaben beim Staat anlegt, kann nicht auf gute Renditen hoffen, erhält dafür aber größtmögliche Sicherheit, denn Deutschland gilt als einer der solventesten Staaten der Erde. Die Tagesanleihe muss Vater Staat deshalb aktuell nur mit 1,06 Prozent verzinsen. Auch für zehnjährige Bundesanleihen gibt es derzeit nicht einmal mehr den Inflationsausgleich: Die Renditen liegen bei 2,3 Prozent, die Teuerung jedoch bei 2,4 Prozent. Wer ein nur minimales Risiko möchte, muss dies akzeptieren.

Aktien und Fonds

Viele Anleger von Aktien und Fonds dürften derzeit ansehnliche Buchverluste in ihren Depots sehen. Wer seinen Positionen eine automatische Verlustbegrenzung (Stopploss) verpasst hatte, ist wahrscheinlich hochkant aus dem Markt geflogen. Hier stellt sich die Frage: Am Seitenaus bleiben oder neu einsteigen? Und wann?Entscheidend ist die Risikobereitschaft: Wer mutig ist, wird sich an den alten Börsenspruch erinnern: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, während vorsichtigere Naturen eine andere Weisheit zitieren werden: „Greife nie in ein fallendes Messer.“ Fakt ist: Aktien sind erheblich billiger als noch vor zwei Wochen, bei unveränderter Lage. Der Dax notiert derzeit, auf Basis der für 2012 erwarteten Gewinne, bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von neun, während das langfristige Mittel bei 15 liegt. Die Dividendenrendite insgesamt ist auf fünf Prozent gestiegen. Eine ganze Reihe von Unternehmen, etwa die Lufthansa, die Munich Re, die Post oder die Allianz, bieten aktuell Dividenden, die selbst nach einer Halbierung noch über dem Renditeniveau deutscher Staatsanleihen lägen. Im Euro Stoxx locken 31 der 50 Konzerne mit Dividendenrenditen über vier und etwa die Hälfte mit Ausschüttungen von fünf Prozent und mehr.

Vorsichtige Anleger könnten warten, bis der Wunschindex oder die Wunschaktie wieder über ihren 200-Tages-Durchschnitt gestiegen sind, und ihr Geld bis dahin parken. Die 200-Tages-Linie, die den Durchschnitt der letzten 200 Tage jeden Tag neu abbildet – bei tendenziell steigenden Kursen also steigt – bietet nach Meinung vieler technisch orientierter Anleger einen guten Hinweis auf Kaufgelegenheiten. Kaufen sollte man danach erst, wenn das Papier die Linie deutlich nach oben durchschneidet. Derzeit liegt der 200-Tages-Schnitt im Dax etwa bei 6700 Punkten.

Zertifikate

Wie schon nach der Lehman-Pleite hat es auch viele Zertifikate-Anleger wieder voll erwischt: Nach Daten der Berliner Rating-Agentur Scope ist allein zwischen 27. Juli und 5. August bei 11 310 Bonus-Zertifikaten jenes Level unterschritten worden, das dem Anleger noch einen Bonus verheißt. Der 500-Punkte-Absturz im Dax vom Dienstag dürfte Tausende weiterer Zertifikate mitgerissen haben. Damit haben die Anleger ihren Sicherheitspuffer verloren, die Zertifikate bewegen sich nun wie der Basiswert, allerdings ohne Dividende. Auch hier gilt also: Mehr Sicherheit kostet Rendite, weniger Rendite bringt Sicherheit. Anleger, die Zertifikate mit nun sehr knappen Bonus-Grenzen halten, könnten über einen Tausch in andere Produkte nachdenken, um gegen weitere Tauchgänge gewappnet zu sein. Allerdings fallen dann erneut Gebühren an.

 

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