RWE verkauft Öl- und Gasfördertochter Dea an russischen Milliardär

Der deutsche Energieversorger RWE hat seine ertragreiche Öl- und Gasfördertochter Dea an die Investmentgesellschaft Letter One verkauft. Hinter dem Fonds, der für Dea 5,1 Milliarden Euro auf den Tisch legt, steht der russische Milliardär Michail Fridman. Dass der Deal ausgerechnet am Tag des Referendums auf der Krim verkündet wurde, kann noch für politischen Sprengstoff sorgen.

Vor wenigen Tagen musste RWE verkünden, im vergangenen Jahr etwa 2,8 Milliarden Euro Verlust gemacht zu haben. Schuld daran sei vor allem die Energiewende, da die Strompreise an den Börsen, im Gegensatz zu den Preisen für die Endverbraucher, stetig sinken. Noch während des Booms bei den erneuerbaren Energien investierte RWE, unter Leitung von Peter Terium, weiter in konservative Kohle- und Gaskraftwerke, welche sich nun nicht mehr rentieren. Insgesamt hat RWE derzeit etwa 30 Milliarden Euro Schulden. Statt den Konzern umzubauen, fährt Terium einen Sparkurs, um zunächst den Schuldenabbau zu beschleunigen. Der nun bekanntgewordene Verkauf von Dea soll ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein, der allerdings mit zahlreichen Risiken verbunden ist.

Verkauf einer profitablen Sparte

Dea konnte für das Jahr 2013 einen Gewinn von 521 Millionen Euro vorweisen, was in etwa einem Zehntel des gesamten Konzernergebnisses. Das Unternehmen hält Anteile an fast 200 Öl- und Gaslizenzen in Europa, Nordafrika und Nahost. Dea ist im Upstream-Bereich tätig, also der Förderung von Öl und Gas, vor allem in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Ägypten. In diesem Geschäftsfeld erzielt die Öl- und Gasbranche die meisten Gewinne. Umso unverständlicher erscheint der Verkauf daher aus wirtschaftlicher Sicht, zumal Dea dank neu angebohrter Ölfelder bereits in diesem Jahr mit stark weiter steigendem Wachstum rechnet.

RWE erhält für Dea 5,1 Milliarden Euro, in denen die 600 Millionen Euro Schulden, die Dea trotz allem hat, bereits enthalten sind. Für RWE bedeutet der Verkauf jedoch nicht nur einen hohen Geldzufluss, sondern auch sinkende Investitionskosten für die Zukunft. Upstreaming ist zwar rentabel, jedoch auch mit sehr hohen Investitionen verbunden, die sich häufig erst Jahre später auszahlen. Der Verkauf soll auch die Aktionäre vor ihrer Hauptversammlung im April besänftigen, denn immerhin würden allein durch diesen Deal die Verbindlichkeiten von RWE auf das 3,3-fache des Geschäftsergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) sinken. Vor dem Verkauf lag es noch bei 3,5.

Deutsche Öl- und Gasförderung an russischen Oligarchen verkauft

Eine besonders brisante Tatsache ist, dass der Verkauf ausgerechnet an dem Tag verkündet wurde, an dem die Bewohner der Krim über ihren Anschluss an Russland abstimmten. Die politischen Fronten zwischen dem Westen und Russland waren bereits in den letzten Tagen sehr verhärtet, die Entscheidung auf der Krim, für den Anschluss an Russland, verschärfte die Situation noch weiter. Die europäischen Außenminister und die USA sehen in der Annexion der Krim durch Russland eine Verletzung des internationalen Völkerrechts. Es wird erwartet, dass die Außenminister der europäischen Staaten nach der heute stattfinden Konferenz in Brüssel, weitere Sanktionen gegen Russland beschließen werden.

Russland hat bereits angekündigt, auf strengere Sanktionen zu reagieren. Die gefährlichste wirtschaftliche Waffe Russlands ist Europas Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. Aus diesem Grund birgt der Verkauf von Dea an einen russischen Oligarchen auch politischen Sprengstoff, auch wenn die Verhandlungen über den Verkauf begonnen haben, als der neue Ost-West-Konflikt noch nicht absehbar war. Zwar ist der Verkauf noch nicht offiziell abgeschlossen, da noch kleinere Details geklärt werden müssen, jedoch geht Terium davon aus, dass dies schnell geschehen und die Übernahme noch in diesem Jahr abgeschlossen sein wird.

 

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