Das aktuelle Zinstief ist eine große Belastung für deutsche Banken, wie ein Stresstest von BaFin und Bundesbank ergab. Bleiben die Niedrigzinsen bestehen, dürfte der Gewinn der Kreditinstitute bis 2019 um bis zu drei Vierteln einbrechen. Eine erneute Bankenrettung wird aber wohl nicht nötig sein.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat mit der Deutschen Bundesbank 1500 Banken einem Stresstest unterzogen. Dabei wurde untersucht, wie sich die anhaltende Niedrigzinsphase in Zukunft auf die Bilanzen deutscher Banken auswirken wird. Untersucht wurden kleine und mittelgroße Finanzinstitute, welche gemeinsam rund ein Viertel der Bilanzsumme aller deutschen Kreditinstitute ausmachen.
Zinstief belastet gerade kleinere Banken enorm
Der Stresstest hat gezeigt, dass das Zinstief in den Jahren 2015 bis 2019 große Auswirkungen auf die Bilanzen der Banken haben wird. Besonders schwer wird es Banken treffen, deren Geschäftsmodell primär auf Zinserträge ausgerichtet ist. Das größte Problem wird sein, dass die Gewinne aus Kreditvergaben und Anlagen von Kundeneinlagen drastisch zurückgehen werden.
Im Durchschnitt wird mit einem Gewinnrückgang von 25 Prozent vor Steuern gerechnet. Es wurden aber auch noch drei weitere Zinsszenarien durchgespielt. In zwei Szenarien ermittelten BaFin und Bundesbank einen Gewinneinbruch von rund 50 Prozent. In einem speziellen Szenario ergab der Stresstest einen wahrscheinlichen Rückgang der Gewinne um stolze 75 Prozent. Die Bankenaufseher zeigten sich ob dieser Zahlen alarmiert.
Ausreichendes Polster macht Bankenrettung unwahrscheinlich
Obgleich die Aussichten nicht rosig sind, warnen Bundesbank und BaFin vor Panikmache. Der Test hat nämlich auch gezeigt, dass die Banken mittlerweile ein so großes finanzielles Polster angelegt haben, dass sie in der Lage sind, die kommenden Jahre ohne wirklich ernste Probleme zu überstehen. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret betonte deutlich: „Auch in unserem harten Stresstest ist nicht mit einem Ausfall eines Instituts auf absehbare Zeit zu rechnen“.
Ebenfalls wurde vor den langfristigen Auswirkungen der Niedrigzinsphase gewarnt. Laut Dombret handelt es sich hierbei um Probleme struktureller Natur, welche sich auch in vielen Jahren noch auf die Bilanzen der Banken auswirken wird. Die Kreditinstitute sind angehalten, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, um die Bilanzverluste abzufangen. Eine Möglichkeit wäre die Schließung von Filialen und der verstärkte Einsatz digitaler Techniken, um Kosten zu senken. Auch höhere Gebühren wurden ins Gespräch gebracht. Droht eine Bank in eine ernsthafte Schieflage zu geraten, kann die BaFin einschreiten, indem sie zum Beispiel Zahlungen von Boni und Dividenden verbietet.